Ann.Jan.Fun.

Musik meiner Gedanken


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Es zeigt sich was

Da sitzen sie und fahren in der U-Bahn gepfercht durch dunkle Schächte. Da quillt die Masse über Ampelkreuzungen um sich geballt in die Kaufhäuser und Malls zu ergießen. Da staut sich Mensch an Mensch vor Eingängen oder in Blechhüllen auf der Autobahn. Da jubeln Zehntausende in Reih und Glied von Tribünen aus verschiedenen Spektakeln zu und Millionen von Sofas und Sesseln aus.

Wir sind ganz viele.

Eine eigenartige Spezies, die biologischen Rhythmen folgt und in dieser Lebensspanne tiefe Spuren im Gedächtnis der Erde hinterlässt. Nachhaltig und irreversibel.

In dieser großen Population lebt der Einzelne sein Leben, das vornehmlich sich selbst im Fokus hat. Der aktive Radius umfasst meistens die Familie, Freunde und Arbeit, doch dann wird es unüberschaubar. Dann werden es die Anderen, die Fremden, der Rest der Welt.
Obwohl vom Kollektiv bis ins eigene Unterbewusstsein geprägt, postuliert der Einzelne seine Individualität. Am besten mit dem Zusatz „authentisch“.

Wie kann das sein, dass derartige Gegensätze durch uns gelebt werden? Das Individuelle und das Kollektive?

Einerseits wird sich der Einzelne mehrdimensional und komplex seiner Selbst bewusst. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie durch unhinterfragte Überzeugungen, die sich durch Tradition und Kultur in ihr Unterbewusstsein geschlichen haben, gesteuert werden und sie nur durch Achtsamkeit und Sensibilität zu einer reflektierten Lebenshaltung gelangen.

Andererseits  entsteht ein kollektives Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge  auf ökologischer, ökonomischer und humanitärer Ebene. Das von C.G.Jung angenommene kollektive Unterbewusstsein wird von einem kollektiven Bewusstsein ergänzt, das die konkreten, globalen Vernetzungen öffentlich macht.

Es zeigt sich was.

 

 


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Warum wir schreiben

Schreiben ist das Notieren von Gedachtem. Eine Fixierung in einem etwas stabileren Medium als der Flüchtigkeit der Gedanken. Sozusagen das Verhindern des allzu schnellen Vergessens. Das ist sehr beachtlich, vor allem wenn man an die Schriften aus der Antike denkt, in denen die Gedanken der damaligen Menschen aufgezeichnet sind und wir sie heute lesen können.

Damals schrieben nur wenige Menschen. Heute haben Millionen einen eigenen Blog, in dem sie die Ergüsse ihres Gehirns in binärem Code verewigen.

Aber ist das so? Wollen wir uns mit dem Schreiben verewigen? Ist es nicht so, dass wir uns durch das Schreiben vernetzen,  inspirieren und kollektiv weiterentwickeln? Der gemeinsame Pool der Gedanken liegt wie ein Netz um die Erde. Jeder Gedanke – so weiß die Quantenphysik – beeinflusst die Welt.

Wir sind in einem Kulturzustand angekommen, in dem die Gedanken nicht nur face to face ausgetauscht werden, sondern wo jeder von seinem Platz aus sich in Diskussionen einschalten kann – ohne seinen physischen Standpunkt verändern zu müssen.

Darum ist das Schreiben wichtig, damit jeder seine Sicht der Dinge in das Kollektiv hineingibt, um sich rückwirkend wieder zu verändern. Wir brauchen also Schreiber und Leser. Wir zerdehnen die Kommunikation und schalten uns ein, wenn wir offen dafür sind.
Wir sind nämlich aller Unkenrufen zum Trotz durch das Internet individueller geworden wie keine Generation vor uns. Jeder kann sich über alles informieren und von allem berichten. Es gibt keine Zensur.

Und nun schreiben wir über das, was wir sehen und spüren. Um uns in diesem Dickicht der Einflüsse und Ideen nicht nur persönlich zu entwickeln, sondern auch um das, was diese Welt aus uns macht, den anderen mitzuteilen.
Weil wir staunend an einer Entwicklung teilhaben, die NICHT durch vorgegebene Ideen vorangetrieben wird, sondern weil wir an einer Entwicklung teilhaben, die uns gestaltend in das Weltgeschehen eingreifen lässt.

 


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Die Augen der anderen

Sie schauen von außen auf mich drauf
und sehen wie ich bin.
Sie sehen jede Regung –
und urteilen hart.
Ob ich stehe oder liege –
sie wissen alles von mir.

Mein Leben ist so peinlich,
mein Radius so klein.
Überall stehen die Wächter
und weisen mir die Bahn.
Es ist ein schwieriges Lavieren
an den Fettnäpfchen vorbei.

Und da! In einem Augenblick
sehe ich die Regie:
Ein jeder spürt die Augen
der anderen auf sich ruh‘n.
Doch irgendwie hat jeder
genug mit sich zu tun.


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Ich Avatar

Ich bin ein Avatar.
Schreibe Dinge aus meinem Kopf.
Niemand hat den Kopf gesehen.
Denn ich bin ein Avatar.

In meinem Kopf sind Stellen,
die zeige ich nur anonym.
Denn diese heißen Stellen,
verberg‘ ich auch vor mir.

Und so als Avatar.
Da erkennt mich niemand mehr.
Da mutiere ich zur Diva,
sexbesessen oder mehr.

Ich habe nun zwei Leben.
Avatar und ich sind zwei.
Spalte ab die heißen Seiten,
die Lauen zeige ich her.

Ich kommuniziere im Geheimen
mit Avataren meiner Art.
Da habe ich nichts zu fürchten,
denn die Realität bleibt da.

Und so werde ich nie älter,
denn mein Avatar bleibt immer jung.
Der hat so keine Sorgen,
im Netz ist alles klar.

Und wenn ich in den Spiegel schaue,
sehe Falten und graues Haar,
dann glaubt mir sicher keiner,
dass ich bin der Avatar.